Hetärenbriefe
Dass sich Freier in Kurtisanen (Häteren) verlieben ist ja an sich nichts Neues. Dass man der Nachwelt solche Liebesbriefe der Griechen in Buchform erhalten wollte ist nachvollziehbar. Dieses „Wollen“ führte zu einem Werk, das man getrost als „Lady Chatterley“ der Zeit des 2. Jahrhunderts n. Chr. bezeichnen könnte.
Aus dieser vergnüglichen Literatur entstand bei Max Söllner die Idee solchen literarischen Darstellungen bildliche Interpretationen folgen zu lassen. Zum literarischen Einfluss gesellt sich aber noch etwas anderes: Söllner fand in alten Setzkästen einer Druckerei eine Menge nicht mehr benötigte, unterschiedliche (Blei-)Buchstaben. Vor dem Druck auf fast transparentes Japanpapier wurden Buchstaben so unterschiedlich kombiniert, dass eine Art Paläografie entstand, die ein flüssiges LESEN unmöglich macht. Beim Lesen der Texte wird einem wegen der fehlenden Paläografie ganz schwindlig. So schwindelig muss es wohl auch den „Briefeschreibern“ gewesen sein, als sie die Briefe an die Hetären verfassten.
Feines, bedrucktes Japanpaier umhüllt fünf Radierungen, die in einer leinenbezogen Kassette ihren Platz finden.