Begreifbare Bücher
Die Bücher, die sich Max Söllner erlesen hat, sind zu Bildwerken verwandelt worden. Sie dringen auf Mühe, fordern im ursprünglichen Wortsinn zu Befassung heraus. Es sind klar unterscheidbare Physiognomien unterschiedlicher poetischer Entwürfe, die an den Einbänden erschaut, auf ihnen ertastet sein wollen.
Von einem gleichsam synästhetischen Lesen geleitet, bringt Max Söllner das Flüchtigste und damit Eigentümlichste dieser Bücher an deren Einbänden aus. Dort treten Materialien miteinander in Konversation und verweisen, zumal in der Form des Abgebrauchten und Zerstückten, an eine Frühzeit, in der alles Hapitische Vorrang hatte. Andererseits sind diese Materialien und Spolien aber besetzt mit kollektiver Erinnerung, die sie bildlich wachrufen.
Auszug aus Hauke Stroseks Beitrag zum Katalog der Grafischen Sammlung der Museen der Stadt Nürnberg im Jahr 2003 (Seite 81)
Max Söllner’s Begreifbare Bücher schlummern im Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar.